Lange haben mein Mann und ich nach dem richtigen Kinderhaus gesucht. Draußen ein Häuschen zum Spielen ist etwas Wunderbares. Doch keines der Häuschen, die wir bis dahin gesehen hatten, hatte uns beide gleichermaßen überzeugt. Immer hatte einem von beiden etwas nicht gefallen und so schoben wir dies dann immer wieder auf, da die Preise, je nach Häuschen, schon astronomisch sind, vor allem wenn man sie in Relation zu Gartenhäusern für Erwachsene setzt.

Zufällig sprachen wir auch mit Freunden darüber und so kamen wir auf die Idee für ein Weidentippi! Dies war das erste Mal, dass mein Mann und ich sofort einer Meinung waren und sind (was ein Kinderhäuschen betrifft).

Mich trug immer ein Gedanke: In der Kindheit wuchs bei mir zu Hause ein Gewächs, das wir nur „verrückter Heinrich“ nannten. Nach einiger Recherche stellte ich ernüchtert fest, dass relativ viele Pflanzen „Heinrich“ hießen (lang, wild, echt…), aber keine davon der Pflanze entsprach, die ich meinte. Der richtige botanische Fachbegriff ist Fallopia japonica bzw. japanischer Staudenknöterich. Wenn man ihn anpflanzt wuchert er wirklich wie „verrückt“ und wegen der Rhizome (und somit unfreiwillige Mitbepflanzung von Nachbarsgarten) kam er also erstmal nicht in Frage. Dabei war es früher herrlich, darin zu spielen.

Als Kind sieht man das ja nicht so eng mit der Vermehrung von Pflanzen, sondern findet es toll. Die einzelnen Stämmchen, so nenne ich sie mal, sehen etwa so aus wie dickerer Bambus. Man kann sie als Stöcke, Flöten und was auch immer verwenden, leicht umknicken (selbst als Kind). In dem Busch, der sich entwickelt, entstehen von selbst oder eben durch die eigene Gestaltungsmöglichkeit, somit Hohlräume, die dann immer unsere „Zimmer“ waren. Das Blätterdach war dicht, so dass man im Sommer oder auch bei Nieselregen, gut darin spielen konnte. Im Herbst oder Frühjahr hatten wir dann immer die vertrockneten Stämme gesammelt und ein knisterndes und vor allem auch knalliges Feuer gemacht. Also ein flexibel gestaltbares Reich, aber auch ein sehr hartnäckiges. Heutzutage, wo meine Mutter energisch im Garten dagegen angehen muss, und wir nicht mehr darin spielen, sieht dies nicht mehr so rosig aus. Vielleicht hilft ein Rhizomschutz? Hier werde ich einfach mal Erkundigungen einholen bei meiner Baumschule… ganz lässt er mich nicht los.

Zurück aus den Kindheitserinnerungen, zurück zum Projekt. So flexibel und grün und auch natürlich, das gefiel mir an der Idee des Weidetippis. Wir kamen also auf die Weide. Doch dann verschwor sich alles gegen diesen Plan. Ich hatte überall rumgefragt wegen der Weideruten, immer kam etwas dazwischen. Erst waren es bereits gefällte und somit nicht mehr vorhandene Weiden, dann gab es Sturmschäden, so dass die, die mir Weideruten mitbringen wollten, anderes zu tun hatten und letztendlich kam auch noch Corona, so dass alle andere Probleme hatten…

Ich erinnerte mich wieder daran, dass jemand im Frühjahr seine Weide gefällt hatte und dass der Häcksler noch nicht da gewesen war. So bekam ich wenigstens einige Weideäste, die ich einfach mal in die Erde steckte. Mal sehen, was daraus wird. Aber überwältigt war und bin ich noch nicht davon. Mittlerweile hatten wir bereits Flieder, Haselnuss und Hagebutte hinzugepflanzt, nun warten wir, was sich daraus entwickelt, aber ein Versteck, ein Tippi oder ein Haus war das noch nicht.

Da unser Grundstück noch sehr „nackt“ ist, können die Kinder auch keine Hütte aus Stöcken und Ästen selber bauen. Zwar sind wir umzingelt von Wald, doch so eine Hütte im eigenen Garten, ist doch etwas Feines.

Dann hatte eine Freundin plötzlich Bohnenstangen zu verschenken!

Hier kam es dann zu einem spontanen Tippibau, einem noch spontanerem Nutzbeet (ich hatte dies für dieses Jahr gar nicht in Planung gehabt, dank zweier Hochbeete) und einem noch spontaneren Kletterhügel, der praktischerweise hochgenug wurde, dass eine kleine Rutsche passen konnte.

Erdbohrer, Spaten und Bindebast sei Dank, hatten wir also doch noch ein Tippi.

Eigentlich hatte ich bezüglich des Hügels, nur zu meinem Mann gesagt, ich wolle die entstehende Grasnaht noch für „irgendwas für die Kinder, vielleicht zum Klettern“ nutzen. Als ich dann nach draußen kam, hatte er a) einen Hügel begonnen und b) eine deutlich größere Fläche ausgehoben, als eigentlich von mir geplant und so hatte wir nun auch noch einen Nutzgarten, neben den Hochbeeten. Vielleicht liegt es ja daran, dass er jetzt Vegetarier ist?!

Doch dann kam der Frost… Ich hatte so viele Pflanzen vorgezogen. Mühsam immer nach draußen geschleppt und nachts wieder rein, mangels Gewächshauses. Dann noch die kalte Soffi abgewartet (die Eisheiligen, wie man hier im Sauerland sagt) und dann das… Es ist mir fast alles verfroren. Lehrgeld, was man wohl als Hobby-Gärtner zahlen muss. Auch hier: mal sehen, was daraus wird. Aber die Bohnen, der Mais und der Kürbis für meine indianische Milpa, waren dahin. Es gibt noch Hoffnung, die im Boden schlummert, da ich auch direkt ins Beet gesät habe. Vielleicht wird das Tippi doch noch grün. Definitiv eine Notiz an mich selbst für nächstes Jahr: VIEL später raus mit den Pflanzen…

Also das Resümee bis hierher: Kein japanischer Knöterich, keine Weidenruten, kein Bohnentippi… da machte sich schon Frust breit.

Und was geschah, als mein Mann nur mal eben zur Post wollte, die sich praktischerweise direkt neben einem Laden befindet: er fand ein runtergesetztes Häuschen, dass er dann einfach mitbrachte. Und so entstand unser „Sommer in Schweden“, ein bisschen „Bullerbü“ im Sauerland. Aber die anderen Ideen sind noch nicht zu den Akten gelegt. Ich halte euch hier auf dem Laufenden.