Sagte ich schon, dass ich mein neues Hobby liebe? Wenn nicht, dann tue ich es jetzt. Ein Kindheitstraum geht in Erfüllung. Das wollte ich als Kind schon immer machen, habe aber nicht die Fähigkeiten dafür besessen. Socken stopfen konnte ich, aber bei einem richtigen Kleid, da hörte es als kleines Kind dann doch auf und so verlief sich dies dann mit den Jahren.

Da mein Ziel ist irgendwann für uns richtige Kleidung zu nähen, und zwar so, dass man sie auch tragen kann (dass sie also gut aussieht), brauche ich motivierende Projekte, die nicht nur Lust aufs Nähen machen, sondern auch herausfordern.

Dieses hier würde ich im Nachhinein als erstaunlich leichtes Anfängerprojekt mit großem Wow- aber auch Lerneffekt bezeichnen.  

Dieses Projekt hat mich selbst erstaunt, denn es hat sich nach und nach entwickelt. Klar hatte ich gewisse Vorstellungen, aber vom Schnittmuster bis zum letzten Zierstich, kam alles nach und nach, Schritt für Schritt.

Alles, was ich in Anleitungen für Kleider gelesen oder in Videos gesehen habe, wollte ich nun mit wenig Stoffverbrauch umsetzen und austesten. Da ich mittlerweile auch schon für meine Kinder Kleidung genäht habe, kann ich sagen, dass dies eine gute Übung war und gleichzeitig, dass die Puppenkleider aufgrund der kleinen Größe auch durchaus herausfordernder sein können als zuvor gedacht. Aber traut euch! Es macht Spaß und man lernt seine Maschine, den Umgang mit Stoffen und auch simple Teilschritte wie „richtig Abmessen“ noch einmal ganz anders kennen.

Wer sich nicht ohne Schnittmuster traut, kann ein Puppenkleid als grobe Richtung zur Hand nehmen. Es ist aber kein Muss. In den einzelnen Schritten zeige ich, wie ich vorgegangen bin und wie „mein Schnitt“ aussieht, den man für jede Puppe mit deren Maßen einfach umsetzen kann.

Das Kleid wurde gleich zweimal hergestellt, damit niemand hier bei uns weint. Also habe ich gleich die eigene Anleitung nachgenäht! Und es hat funktioniert 😉 Wenn ich das kann, dann schaffst du das auch!

Hier die Materialliste:

Weißer Baumwollstoff (hier ein weißer Bettbezug aus dem zweite Handkaufhaus)

Spitzentaschentuch oder Tücher, je nach Spitzenverbrauch

Schleifenband aus Spitze

Klammern, Clips oder Stecknadeln

Klett (hier selbstklebende runde Punkte)

Nähgarn

Nähmaschine

Draht

Stoffschere

(Die Puppe zum Maßnehmen, die das Kleid später tragen soll)

Am Anfang war das Maßnehmen!

Dies ist genauso wie bei jedem Kleidungsstück, der Schritt, den man gründlich machen sollte und der auch immer mal wieder wiederholt/kontrolliert werden sollte.

Auch bei Puppen, die sonst so arg genormt sind, habe ich nun fürs Leben gelernt, gibt es doch Unterschiede! Gerade was die Oberweite und Taille betrifft. Gut war, dass ich beim zweiten Kleid immer noch die Maße der ersten Puppe verwendet hatte, die mehr Umfang hatte, den „Fehler“ konnte ich zum Schluss durch das Versetzen des Klettverschlusses einfach ausgleichen und korrigieren. Andersherum wäre es sehr ärgerlich geworden. Aber hey, wieder etwas gelernt!

Bei der Puppe im Vordergrund musste ich den Klettverschlusspunkt etwas verschieben, da das Oberteil zu weit geworden war.

Der Schnitt und das Maßnehmen:

Zunächst einmal sollte man für sich wissen, wie lang soll das Kleid werden. Dieses Brautkleid soll bodenlang und mit Schleppe werden. Daher kann man die Puppe zunächst ganz einfach für den untersten Rock hinzunehmen und schauen, wie lang die Beine sind.

Das Kleid besteht aus einem Unterrock, einem Oberrock und einem Torsoteil (ja, nur ein Teil! Kein Vorder- und Rückteil).

Da es ein Bettbezug ist, kann man sofort die Seite verwenden, die bereits im Stoffbruch liegt. Ansonsten legt man den Stoff in den Bruch (also faltet ihn einmal). Dann kann man die Beinlänge nehmen und diese plus etwas Naht- und Saumzugabe (in diesem Beispiel ist es beides aber nicht sehr viel, da war ich sparsam) zuschneiden.

Zum Umfang: wer wie ich Kellerfalten machen möchte, muss den Umfang vergrößern. Wer keine will, der nimmt den einfachen Umfang.

Da es kein schlichter A-Rock, sondern ein ausladender Rock mit Schleppe ist, ist der Rock in diesem Beispiel nach hinten weiter ausgestellt und länger.

Der obere Rock wird dann so zugeschnitten, dass der obere Umfang der gleiche ist, wie beim unteren Rock, die Länge aber variiert je nach Geschmack. Generell ist er etwas länger in diesem Beispiel als die Hälfte. Auch die Wellen sind absichtlich, man kann den Rock natürlich auch gerade zuschneiden.

Das Oberteil/Torsoteil entspricht der Länge des Oberkörpers plus etwas Nahtzugabe. Hier kommt es auf den Ausschnitt an. Hier habe ich einen Herzausschnitt gewählt. Dafür habe ich den Stoff im Bruch so in Form geschnitten, dass der Ausschnitt zur Hälfte zusehen ist und dann der Rest des Oberteils grade verläuft. Die Maße sind der Umfang der Puppe. Wenn man etwas Spiel lässt, also etwas großzügiger ausschneidet, kann man bei der Puppe auch maßnehmen.

Das Oberteil:

Hierfür die Rundungen des Herzausschnitts leicht einschneiden und mit Klipps festmachen. Auch die Seiten kann man links auf links falten und festmachen. Dann den Saum oben festnähen. Anmerkung: Ich habe hier einen Zick-Zack-Stich genommen. Vielleicht würde ich heute einen Gradstich wählen. Es sieht nicht so schön aus. Doch da die Spitze später alles verdeckt, ist dies auch nicht so schlimm.

1. Kleid

Anmerkung: bei dem zweiten Kleid, das etwas später entstanden ist, habe ich auch nochmal mit der Stichlänge und -breite gespielt, man sieht den Unterschied auf dem Foto beim Ausschnitt, der beim zweiten Mal deutlich feiner ist. Die Breite war hier dann bei 3.5 und die Länge bei 1.5.

Vergleich 1. Versuch und 2. Versuch

Oberer Rock:

Alle Kanten versäubern, indem man die rohen Kanten umfaltet, feststeckt und mit einem Gradstich zusammennäht. Bei Rundungen kann man kleine Einschnitte machen. Beim Saum kann man auch mit dem Zierstich (hier Herzchen) den Saum versäubern.

Unterer Rock:

Zu Beginn den Rock in der Mitte falten. Hat man die Mitte ermittelt, die doppelte Kellerfalte falten und mit den Clips oder Nadeln feststecken. Danach folgen noch jeweils zwei halbe Kellerfalten pro Seite.

Kellerfalten sind einfacher zu legen und zu nähen, als sie zu beschreiben, aber ich habe es hier mal mit den Fotos versucht.

Wenn man weiß, wo die Mitte der Falte sein soll, nimmt man den Stoff in den Bruch bzw. macht eine Falte (siehe Bild), dann legt man diese zu dem Punkt, wo sich diese Falte mit einer weiteren Falte treffen soll.

Man nimmt also wieder etwas Stoff in den Bruch, faltet ihn also und legt auch hier den oberen Teil zur Mitte. Dann liegen quasi 3 Stofflagen übereinander (siehe Bild), wobei die oberen Falten zu beiden Seiten nach unten weggehen.

Die anderen (ich nenne sie hier halbe Kellerfalten) Falten sind deutlich einfacher, hier legt man einfach wie zu Anfang den Stoff in die Richtung zur Mitte in den Bruch bzw. in Falte. Dann steckt man alles einfach fest. Mit einem Gradstich alles fixieren.

Den unteren Saum habe ich mit einem Zick-Zack-Stich versäubert. Da ich die Naht kaschieren wollte und gleichzeitig den Rock durch Spitze etwas aufwerten wollte, kommt hier das Spitzenschleifenband mit Herzchenmuster zum Einsatz.

Man nimmt das Schleifenband, legt es über die Naht (auf die rechte Seite des Stoffs, also die gute Seite), macht das Band fest und näht es mit einem Gradstich einfach auf der Naht fest. Bei dem Spitzenschleifenband kann man die Stichweite etwas reduzieren, ich habe bei meiner Maschine 1.0 genommen.

Zusammenbringen der Einzelteile:

Wenn alle Kanten versäubert sind, den oberen und unteren Rock mit einem Zick-Zack -oder Overlockstich an des Oberteil festnähen.

Hierfür die Röcke links auf rechts hinlegen, mit den Nähkanten aufeinander.

Danach das Oberteil rechts auf rechts auf die Röcke legen, mit der unteren Kante auf den Röcken. Alles feststecken.

Anmerkung: Beim zweiten Teil habe ich beim oberen Rock alles mit einem Gradstich vernäht, es sieht ordentlicher aus. Aber da man die Naht beim ersten Kleid später nicht sieht, ist es auch egal.

Kleid 1

Beim zweiten Kleid habe ich es mal anders versucht:

hier habe ich das Oberteil mal rechts auf links angenäht mit einem Gradstich.

Die nun sichtbare Naht gefiel mir nicht, daher habe ich diese durch die Spitze kaschiert. Der angenähte Gürtel verdeckt diese ganz wunderbar.

Kleid 2

Im direkten Vergleich zeigt sich eine ganz andere Wirkung und Betonung der Taille (siehe Foto).

Kleider und Nähte im Vergleich

Letzte Handgriffe:

Ich habe die Spitze zuletzt angenäht, der Schritt kann natürlich auch vorher erfolgen.

Generell: die Spitze wie gewünscht in Form bringen. Dafür kann die Puppe das Kleid tragen oder das Oberteil vor einem liegen. Man schneidet die Spitze mit einer kleinen Nahtzugabe zurecht. Zum Festnähen kann man auch hier die Stichweite reduziert. Dann steckt man die Spitze mit einem Gradstich fest.

Am Bauch stand die Mitte der Spitze ab, daher kann man an dieser Stelle mit einem Gradstich auch einmal von oben nach unten die Spitze festnähen.

Die Schleppe.

Diese wird einfach mit einem Gradstich, rechts auf rechts, festgenäht. Wichtig bei diesem Schritt ist, wo man das Baumwollkleid zum An- und Ausziehen offenlässt. Dafür bietet sich eine vorherige Anprobe an.

Vor allem für Kinderhände sollte man bedenken, wie oft und schnell Kleider von ihnen an und ausgezogen werden und wie viel Geduld die Kinder dabei habe…

Sprich, die Öffnung sollte großzügig bemessen sein und leicht auf und zu gemacht werden können.

Am Ende der Schleppe/beim Rückenteil, kommen nun die Klettpunkte zum Einsatz.

Schleier:

Für den Schleier jede Puppe einzeln zur Hand nehmen und um ihren Kopf in der gewünschten Position den Silberdraht wickeln,

dann den Rest des Spitzentaschentuchs nehmen und um den Teil des Drahts legen, wo er gewickelt wurde, und den umgeschlagenen Schleier mit einem Gradstich festnähen.

Oder den Draht direkt wie eine Blumenranke wickeln und dann den Schleier annähen.

Und dann ab zum Fotoshooting! Äh, ich meine natürlich auf zur Hochzeit.