Was tun, wenn man kleine Kinder hat und der Partner/ die Partnerin muss für eine längere Zeit das Haus verlassen (ob aus gesundheitlichen oder beruflichen Gründen)

An dieser Stelle greife ich ein nicht so einfaches und vor allem sehr persönliches Thema auf.

Was ist eigentlich, wenn plötzlich jemand nicht da ist. Wenn eine enge Bezugsperson ins Krankenhaus, eine Klinik oder beruflich für längere Zeit wegfahren muss?

So eine Situation ist für den, der geht, nicht einfach, genauso wie für die Person, die mit den Kindern allein zurückbleibt.

Wenn dies aber für Erwachsene schon eine Herausforderung darstellt, wie muss es denn dann erst Kleinkindern/Kindern gehen?

In diesem Betrag habe ich einige Ideen aufgeschrieben, wie wir die Zeit ohne Papa sinnvoll genutzt haben und trotzdem schöne Momente geschaffen haben. Dies war sogar so erfolgreich, dass ich bis heute immer noch solche Momente schaffe, da das Bewusstsein einfach noch mehr da ist, das Gute im Schlechten zu suchen.  

Wenn jemand krank wird, ist es ja zunächst so, dass man als erwachsene Person dies nicht kleinen Kindern sofort haarklein aufs Butterbrot schmiert. Meist nimmt man sie erst einmal in Schutz. Doch wenn der Punkt erreicht ist, dass der Zustand nicht mehr verleugnet oder verheimlicht werden kann, war es uns als Eltern immer wichtig, so offen, wenn auch kindgerecht wie möglich, mit unseren Kindern darüber zu sprechen.

Vielleicht sind wir manchmal auch zu offen gewesen, das weiß ich nicht, aber wie kann ein Kind wissen, dass es Rücksicht nehmen muss, wenn es gar nicht weiß, dass es jemanden schlecht geht? Wie soll ein Kind begreifen, wenn sich etwas im Alltag ändert, wenn man es im Dunkeln lässt? Offenheit war und ist uns innerfamiliär immer wichtig.

Bis man sich dann an andere wendet, ist immer noch ein langer Weg. Auch hier sollte man in einem bestimmten Maße transparent sein, damit andere verstehen, warum man sich z.B. „immer so einigelt“ (was noch ein netter Vorwurf war). Aber darum geht es jetzt nicht. Heute geht es um den Umgang mit Kindern in einer nicht alltäglichen Situation, über die nicht immer jeder spricht oder wo man auch gerne mal Ratschläge erhält, von Menschen, die zwar alles glauben zu wissen, selbst oft aber nicht in so einer Situation waren. An dieser Stelle möchte ich einfach meine Erfahrungen teilen, mit denen, die vor denselben Aufgaben stehen und die vielleicht etwas daraus für sich mitnehmen können.

Vorweg: Der kindgerechte Umgang mit Gefühlen

Mit seinen Aufgaben wachsen und neue Wege gehen.

Es ist richtig und auch wichtig, dass man die Kinder nicht nur „ablenkt“, sondern ihnen auch bewusst Zeit für Trauer, Wut und Hilflosigkeit lässt. Es nur schönreden oder verdrängen oder durch ein Überangebot an Events, lernen Kinder nicht, wie sie durch so eine Situation kommen. Sie lernen höchstens, dass sie dann niemals allein mit sich sein können und ihren Gefühlen sowie diese dann durch irgendeine Aktivität schnell verdrängen müssen. Dies ist keine Lösung, vor allem keine, die ich meinen Kindern anbieten wollte. Viele der späteren Tipps sind natürlich „Events“, „Bespaßung“ und auch „Ablenkung“, ich will natürlich nicht, dass meine Kinder mit ernster Trauermiene den ganzen Tag nur in ihrem Schmerz vergehen. Doch will ich gerade vorwegnehmen, dass reine Bespaßung und Ablenkung nicht der alleinige Weg sein sollte, sondern dass man diese Situation auch nutzen kann, um den Kindern auch dieses Spektrum an Gefühlen beizubringen. Gemeinsam auf dem Boden zu sitzen oder im Bett zu kuscheln und dabei zu weinen, das gehört zum Leben dazu und ist gut und normal! Gerade zu erkennen, wie lieb man jemanden hat und auch Sehnsucht zu haben, muss man lernen, genauso den Umgang mit den Gefühlen, dass es wieder bergauf geht.

Nun jetzt zu möglichen Ideen, wie man es den Kindern leichter macht und manchmal auch sich selbst:

  • Einfach mal Urlaub machen… wir haben tatsächlich die Naherholungsangebote für uns entdeckt. Hätte man mich vorher gefragt, was kann man denn bei euch in der Region machen, hätte ich mit einem großen Fragezeichen im Gesicht und viel Schweigen reagiert. Oft kennt man sich in seiner Urlaubsregion mehr aus, als da wo man wohnt. Diese müssen auch nicht immer etwas kosten!
Im Sommer immer gut: Planschen
Oder an einem See spielen und Neues entdecken.

  • Essengehen (wie im Urlaub) und dies einfach mal direkt nach der Arbeit und dem Kindergarten: einige unschlagbare Argumente dafür: Mama muss nicht kochen und Mama muss nicht aufräumen, niemand nörgelt (weil sich jeder sein Essen selbst ausgesucht hat) und für die Kinder ist es etwas Besonderes, wenn man auf einmal am See Pizza oder Eis isst. Dies ist natürlich nicht jeden Tag möglich, aber ab und zu tut dies gut! Dies habe ich mittlerweile mit einer Freundin etabliert. Wir treffen uns mit unseren Kindern dann anstatt nachmittags, schon mittags! Und es ist herrlich (so gerne ich auch koche), einfach mal andere für sich kochen zu lassen!

Wir lieben Frühstücksbuffetts
  • Neue Spielplätze erkunden. Schon auf der Hinfahrt habe ich mich auf der Strecke nach einem Spielplatz umgeschaut, auf dem wir beim Rückweg halt machen. Dort haben wir dann auch sofort gepicknickt und die Gegend erkundet. Aber auch zu Hause haben wir viele neue Spielplätze gefunden.

  • Draußen essen. Wenn Besuch da ist oder man grillt, sitzt man ja gerne schon mal draußen, aber im Alltag vergisst man das schon mal gerne. Als das Wetter es erlaubt hat, haben wir öfters unser Abendessen nach draußen verlegt.
  • An seinem freien Tag, den Kindern seine Arbeit zeigen. Schon seit dem meine Elternzeit vorbei ist, wollte ich meinen Kindern zeigen, wo ich arbeite. Es war schön und ich bin den Kollegen und Teilnehmern sehr dankbar, die die Zeit so besonders gemacht haben. Meine Zwei sind wie Prinzessinnen durchs Haus geführt worden und fanden Mamas Arbeit später große Klasse.
  • Im Regen tanzen. Nie waren Pfützen schöner als in diesem Sommer.

  • Kinderschminken. Das Probeschminken für den Kindergeburtstag hat uns allen viel Spaß gemacht. Und wird definitiv an dem Geburtstag wiederholt.
  • Videoabend mit Buffett vorm Fernseher oder Picknick auf dem Boden. Meine Kinder dürfen Fernsehen, schließlich mache ich es selbst gerne. Aber sowohl meinen Konsum als den der Kinder habe ich schon oft überdacht. Daher ist ein Filmabend für meine Kinder immer noch etwas besonders. Und genau das freut mich.

  • Etwas Besonderes kochen oder backen, gerade wenn Besuch angesagt ist. Unsere Kinder dürfen schon immer beim Kochen und Backen helfen, da ich dies bei meiner Mutter irgendwie nie durfte („Ach, komm, ich zeige dir eben wie es geht“ und schon war das Essen fertig…). Dies macht uns allen Spaß und ist gleichzeitig eine praktische Familienzeit.

  • Freunde und Verwandte um sich scharen. So viel Besuch hatten wir lange nicht mehr. Gefühlt gaben sich unsere engsten Freunde und Verwandten die Klinke in die Hand. Nicht nur wegen Corona, sondern gerade wegen des Zustandes meines Mannes, haben wir uns lange Zeit sehr zurückgezogen oder ich bin mit den Kindern rausgefahren. Rausgefahren sind wir natürlich auch, aber dennoch war es schön, wieder unbeschwert Besuch dazuhaben.

  • Alltag schaffen. Anfangs waren wir so getaktet gewesen, dass meine Kinder an einem „freien Tag“ schon fragten, wo es heute hinginge oder wer zu uns käme. Ganz bewusst haben wir aber auch gemeinsam mal „gar nichts“ gemacht. Schließlich erledigt sich der Haushalt nicht von selbst und man kann nicht jeden Tag irgendwohin. Arbeit, Kinder, Haushalt, irgendwann muss auch mal Mama durchatmen, so schön manche Erlebnisse auch waren. Doch hier hilft es, die Kinder gerne mit einzubinden. Dies habe ich immer schon gemacht, jetzt aber noch mehr und sie waren noch stolzer „Mama zu helfen“.
  • Kreativ und verrückt sein. Schöne Dinge basteln ist auch eine schöne Beschäftigung. Für Papa, für Freunde. Anderen eine Freude macht, macht einen selbst froh.
Oder einfach Indoorcamping

  • Rausgehen! Mein Lieblingstipp. Wir waren wieder mal viel draußen. Dieses Mal sehr viel auf Spielplätzen oder im Garten. Als wir Papa in die Klinik brachten war unser erster Halt der Baumarkt und wir haben viele Blumen gekauft. Wenn das Leben dir dunkle Momente schenkt, sieh dir die Farbe genau an und überlege mit welchem Pinsel und welcher Farbe du daraus ein schönes, buntes Bild malst.

  • Telefonieren, Videotelefonie, die gute alte Post: den Kontakt zu der Person, die fehlt zu halten, ist besonders wichtig. Durch Fotos, Videos und den wunderbaren technischen Möglichkeiten konnte Papa genauso teilhaben an den Momenten. Die Kinder freuten sich über jedes Telefonat. Wir haben hier immer Rituale geschaffen. Auch kam einmal ein Paket von Papa an.
  • Kuscheltiere – bevor mein Mann fahren musste, hatte er Kuscheltiere besorgt. Diese hatte er heimlich auf die Sitze der Kinder gelegt, als er die Koffer herausgeholt hatte und beim Abschied hatte er ihnen von einer Überraschung berichtet (geweint wurde trotzdem). Aber diese Tiere sind bis heute wichtig.
  • Und zu guter Letzt: wenn die Person wieder da ist! Wir haben viel bewusste Familienzeit gemacht. Und tun dies immer noch.